The Black Hole
Uhrzeit: 12:11 Uhr
"Glaubst du wirklich, dein Menschenfreund hat dir das Leben gerettet, Abschaum?!", zischte die Asari hasserfüllt, die aschfahl rauchende Schrotflinte in ihrer blanken Wut noch immer auf die zerbrochene, in finstere Blutspritzer getränkte Glasvitrine richtend, den warmen Griff der Schusswaffe durch angenehm knarzendes, schwarzes Handschuhleder fest umklammernd, die ausgebleichten, stechend weißen Augen in kranker, wahnsinniger Bessessenheit ihrem Opfer zugewandt.
Doch Rhyn reagierte nicht.
Versteinert, die schlankwüchsige Brust wie von einem scharfkantigen, stacheligen Riemen bis auf das weiche Fleisch zugeschnürt, starrte sie mit weit aufgerissenen, schockierten Augen auf den bestialisch zugerichteten Salarianer hinab und rang verzweifelt nach frischem, belebendem Sauerstoff, nach klaren, rationalen Gedanken, die, schlagartig weggebrochen, mit dem ohrenzerreißenden Schuss nur eine gähnende, bedrückende Leere zurückgelassen hatten.
Eine Leere, die nach und nach von zerstreuten, aufwühlenden Erinnerungen zerfressen wurde.
'Dich werde ich dann wohl auch töten müssen, Mensch.'
Erinnerungen an das irre, krankhafte Grinsen des turianischen Tracers...
'Sprich dein letztes Gebet, Abschaum!'
Erinnerungen an die bestialisch stinkende Gasse, in der sie sterben sollte...
'Mama, du darfst nicht sterben.'
Erinnerungen an ihre wunderbare Tochter, die sie so sehr liebte...
'Nika...'
'Willkommen in meinem bescheidenen Heim.'
Erinnerungen an das warme, wohlige Gefühl, willkommen zu sein...
'Ich wünsche angenehme Träume.'
Erinnerungen an den Augenblick, in dem sie Finley das letzte Mal gesehen hatte.
'Finley...'
Doch noch ehe Rhyn tiefer in den hungrigen Sog der Vergangenheit gezogen werden, noch ehe sie sich in unheilvollen Gedanken und Erinnerungen verlieren konnte, legte sich in ihrem zerrütteten, unruhigen Inneren schlagartig ein Schalter um, der ihren Verstand endgültig ausschaltete, als ihre pochenden, schmerzenden Ohren die folgenden Worte vernahmen:
"Haben wir uns schon wieder ein Menschlein geangelt?"
Ein provokantes, abschätziges Grinsen umspielte die Lippen der Asari-Tracerin, als ihre hungrigen Raubkatzenaugen die auf sie gerichtete Pistole erblickten, die der fremde Mensch sicher und abschussbereit in den kräftigen Händen festhielt, allerdings mit unschlüssigem, zweifelndem Blick zögerte, auch wirklich von ihr Gebrauch zu machen.
Doch dazu hatte er auch nicht die Gelegenheit.
"Was weißt du denn schon?!", entfuhr es Rhyn plötzlich, das leichenblasse, blutleere Gesicht zu einer wutverzerrten Fratze entstellt, noch während sie nach dem feuchten Glas Quaana griff, gewaltsam das Schutzsiegel von seiner Oberfläche abriss und die frostige, mit Eiswürfeln angereicherte Flüssigkeit rasend vor Zorn in das katzenhafte Gesicht der Tracerin schleuderte, "du hast nicht das Recht, über mich zu urteilen!"
"Du Miststück!"
Fauchend versuchte sie, sich mit der linken Hand das klebrige und bitterlich brennende Getränk aus den Augen zu wischen, während sie mit der rechten orientierungslos die Schrotflinte auf die Quarianerin richten wollte.
Doch dazu kam es nicht mehr.
Rhyn, die in blinder Rage sichtbar zitterte und die hässlichen Narben ihrer Schusswunden pulsierend zu spüren glaubte, stürzte sich hastig auf die Asari und rammte die schleifend aufzischende, tödlich aufblitzende Klinge ihres hervorschnellenden Parierdolches in den schlanken, sehnigen Hals ihres Opfers, das noch einen letzten, markerschütternden Todesschrei ausstieß und in einem strömenden Regen aus schwarzem, wild aufspritzendem Blut tot zu Boden fiel.